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Inter Alia 1

ISBN: 978-961-91069-2-1

ISSN:

 

 

Vita Kilar

 

Deutsche Geschäftskorrespondenz – Deutsch als Kommunikationssprache im slowenischen Geschäftsbereich

 

 

ABSTRACT

 

This paper addresses business correspondence in the realm of foreign trade. It investigates the trend of increasing Anglicization (or Americanization) in written business communication. An overview of research to date into Anglicization in Germany serves as an introduction to the discussion of the current situation in Slovenian territory. A questionnaire administered at Slovenian subsidiaries of German companies forms an initial view into the situation in Slovenia in terms of the language choices in business correspondence between German and Slovenian companies. The questionnaire shows that the choice of language is strongly regionally determined. Presumably the cause of this regional differentiation can be explained by several factors: the historical background, the shared border with Austria and the resulting long-term, traditional, and well-established business connections, and the regional demographic structure and infrastructure. These regional influences are also often tied up with the particular branch of industry and the size of the company.

 

Keywords: business correspondence, English as a lingua franca, Anglicism, language choice.

 

 

 

1. Einführung: Gegenstand und Ziele der Untersuchung

 

 

Die Abhandlung befasst sich mit der Geschäftskorrespondenz im Bereich des Außenhandels.

 

Der erste Teil liefert sprachtheoretische Erkenntnisse zur Textsorte Geschäftsbrief und  geht auf ihre prototypischen Eigenschaften auf morphosyntaktischer Ebene ein. Ansatzweise werden die spezifischen Charakteristika der E-Mail beschrieben, wobei die Anwendung der E-Mail-Korrespondenz im slowenischen Geschäftsbereich im Vordergrund steht. Es wird die Rolle von pragmatisch-kommunikativen Faktoren erwähnt, welche nicht nur die Wahl der innertextlichen Komponenten (Ziel der Kommunikation, Kommunikationsgegenstand, Handlungstypen, Varietät und thematische Entfaltung) und sprachlichen Textelemente (Lexik, Stil und Syntax) beeinflussen, sondern auch ihre Relationen zueinander bestimmen. In der Fortsetzung wird versucht, die Problematik der zunehmenden Anglisierung bzw. Angloamerikanisierung der schriftlichen Kommunikation im Geschäftsbereich zu thematisieren. Im dritten Kapitel wird ein Überblick über den Forschungsstand in Bezug auf Anglizismen in Deutschland gegeben, wobei einerseits kulturpolitisch orientierte Beiträge und andererseits rein sprachwissenschaftliche Untersuchungen beachtet werden. Dieser Teil dient als Einführung in die Darstellung der aktuellen Lage im slowenischen Raum. Eine Umfrage in slowenischen Tochtergesellschaften von deutschen Unternehmen gibt einen Ansatz zur Erleuchtung der Situation in Slowenien, die die Sprachwahl in der Geschäftskorrespondenz  zwischen deutschen und slowenischen Unternehmen betrifft.

 

 

 

2. Klassische Geschäftskorrespondenz

 

 

Die Geschäftskorrespondenz ist ein breit aufgefasster Begriff. Ihre Charakteristika lassen kaum Verallgemeinerungen zu. Sie ist stark bereichsabhängig, die Merkmale der einzelnen Handlungsbereiche (Diplomatiebereich, Bankwesen, Außenhandel) spiegeln sich in Briefen aus diesen Bereichen wider. Zudem sind in der deutschsprachigen Geschäftskorrespondenz vielerlei Unterschiede zwischen den (einzelnen) Sprachgebieten (Deutschland, Österreich) feststellbar, die innerhalb dieser Sprachgebiete noch regionale Färbungen erhalten. Dabei sei zu erwähnen, dass die Situation in der Schweiz in der vorliegenden Untersuchung nicht berücksichtigt wurde. Als Standardcharakteristika des Geschäftsbriefs als Textsorte auf grammatisch-morphosyntaktischen Ebene gelten u.a. (Heusinger, 1995: 64, 89, 93; Ermert, 1979: 94ff):

· typisierte Anrede- und Schlussformen

· funktional markierte Lexik (z.B. zwecks, offene Rechnung…)

· Lexeme mit semantisch weiter Extension (z.B. Mittel, Anlage…)

· substantivische präpositionale Wortgruppen, insbesondere im Schlusssatz (z.B. in Erwartung, in der Hoffnung…)

· nach- und vorangestellte substantivische Attribute (z.B. Mittel zum Ankauf von Geräten, zusätzliche Mittel)

· Funktionsverbgefüge aus substantiviertem Verb und Verbum Abstraktum z. B. stehen zur Verfügung)

· Nominalisierungstendenzen (verdichten den zu vermittelnden Sachverhalt), vor allem: Satzbau, substantivische Attribute und Aufzählungen

· Syntax: Hypotaxe. Passivkonstruktion, Modalverben, Konjunktiv und Konditional.

Auf der pragmatischen Ebene ist als wesentlicher Faktor der Beeinflussung von sprachlichen und textlichen Briefelementen der Kanal zu beachten. Die neuen, durch Computerkommunikation eingeführten Textsorten und Gesprächsformen (E-Mail) unterliegen häufig keinen vorgegebenen Mustern. Da heutzutage ein Großteil der schriftlichen Geschäftskommunikation per E-Mail erfolgt, sind einige allgemeine Merkmale aufzulisten, die sich im Bereich der E-Mail als grundlegend zeigen: (vgl. Eichhoff – Cyrus, 2000: 60):

 

1) außersprachig:

· Mündlichkeit einer schriftlichen Kommunikationsform bzw. Dialogizität (konventionelle Dialoge oder Antwort in erstes Schreiben eingefügt oder angehängt, Partner präsent, schnell erreichbar)

· Schnelligkeit

· immaterielle Natur des Kanals

· Vereinfachung der Kommunikation

· rechtliche Aspekte der Beweisbarkeit und der Beweiskraft

· höhere Spontaneität und dadurch Expressivität im Stil, informell

· formale Eigenschaften (kein Briefkopf, Fehlen der Adressen- und der Datumangabe sowie der Unterschrift)

 

2) sprachlich:

· informelle Anrede- und Schlussform

· kurze, oft elliptische Sätze, Degrammatisierung

· häufiges Unterlassen der Korrektur von Tippfehlern

· Markierung von Expressivität durch Akronyme und Smileys

· Orthographie: häufig generelle Kleinschreibung

· Weglassung von Interpunktionszeichen

· Anglizismen

 

Die Analysen der Geschäftskorrespondenz zwischen deutschen und slowenischen Unternehmen haben gezeigt, dass im Geschäftsbereich sog. textsortentypische, formelle Briefe mit prototypischen morphosyntaktischen Eigenschaften eher selten vorkommen. Vor allem kommunikationspragmatische Faktoren (außer dem Kanal noch die Komplexität und Strukturierung der Geschäftssituation) führen oft eine Verwischung der Grenze zwischen offiziell und inoffiziell herbei und resultieren in verschiedenartigen Typen von  »genre amalgam« (Dressler-Eckkrammer, 2001: 29).

 

Auch bei der Entscheidung entweder für den klassischen Brief oder für die E-Mail liegen im slowenischen Geschäftsbereich vorwiegend pragmatisch-kommunikative Aspekte im Vordergrund: im Falle von komplexen Situationen und Entscheidungen mit langfristiger Wirkung sowie  bei  repräsentativen und imagefördernden Inhalten entscheiden sich Unternehmen nach wie vor für die Form des klassischen Briefs, die überzeugender und schwerwiegender zu sein scheint.

 

Für einfache, alltägliche, unproblematische Situationen wird die E-Mail bevorzugt. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch das Ziel der Kommunikation und der rechtliche Aspekt (Beweisbarkeit und Beweiskraft der E-Mail).

 

 

 

3. Englisch als Lingua Franca: ihre Auswirkungen auf die deutsche Sprache in und außerhalb Deutschland

 

 

Es werden zweierlei Fragen in Betracht gezogen: erstmals die Rolle, die Bedeutung und die Problembereiche des Deutschen als Nationalsprache, die in den deutschsprachigen Ländern von 90 Millionen Muttersprachlern und von weiteren sechs Millionen außerhalb der Amtsprachengebiete gesprochen wird (Bader, 1999: 46). Zudem wird die Rolle des Deutschen als Fremdsprache bzw. Zweitsprache bei anderen Nationalsprachen unter die Lupe genommen. Der Rückzug des Deutschen aus zahlreichen Lebensbereichen (Wissenschaftsbereich, Handelsbereich) würde komplexe Auswirkungen nach sich ziehen, wobei auch das sinkende Interesse am Erlernen des Deutschen als Fremdsprache und dessen Folgen für den Ausbildungsbereich (Ausbildungsmarkt, Position der Deutschlehrer) zu berücksichtigen sind. Dabei kommt man nicht um die Problematik der Nationalsprachen in einer von der angloamerikanischen Dominanz gekennzeichneten Zeit umher. Die Vermutung liegt nahe, dass  die Globalisierungsprozesse, zu welchen man auch insbesonders die Bedeutung des Englischen als Lingua Franca zählen kann, in einem Land wie Slowenien, dessen Nationalsprache von lediglich zwei Millionen Einwohnern gesprochen wird, anders vor sich gehen und eine andere Entwicklungsart einnehmen als in Deutschland.

 

Das Vorherrschen des Englischen als Lingua Franca, die potenzielle Gefahr der Verdrängung des Deutschen aus grundlegenden Interaktionsbereichen, die möglichen Folgen für die beiden Großsprachen – und nicht zuletzt für kleinere Nationalsprachen: all dies sind Fragen, mit welcher sich zahlreiche deutsche und ausländische Sprachforscher auseinander setzen.

 

 

3.1.  Situation in Deutschland: der Forschungsstand

 

In Deutschland werden in Bezug auf die zunehmende Dominanz des Englischen in fast allen Lebensbereichen verschiedene, oft gegensätzliche Stellungnahmen vertreten. Im Allgemeinen können zwei Herangehensweisen beobachtet werden: die erste ist kulturpolitisch, die zweite rein sprachlich orientiert.

 

3.1.1. Kulturpolitische Orientierung

Der kulturpolitisch orientierte Zugang befasst sich vor allem mit Argumenten, die gegen und für die Verbreitung des Englischen sprechen. Es wird Stellung genommen zu der Entscheidung vieler Universitäten, einige Studienfächer nur in Englisch anzubieten. Weiters wird die Rolle und Bedeutung von deutschen Staatsorganisationen zur Förderung der deutschen Sprache im Ausland untersucht, z.B. des Goethe-Instituts und der Wirtschaftskammer (Bader, 1999: 33 ff).

 

Englisch ist in der ganzen Welt die Lingua franca geworden. Die politische, ökonomische, kulturelle und technische Verflechtung zwischen Völkern und Kulturen nimmt immer mehr zu. Versteht man die Sprache ausschließlich als ein Mittel zum Informationsaustausch, ist eine sprachliche Vereinheitlichung als positiv zu betrachten. Englisch ist auch „eine der reichsten, differenziertesten und flexibelsten Sprachen“ (Hoberg, 2000: 304 ff). Man muss aber bedenken, dass es „eine enge Beziehung zwischen Sprache, Denken, Fühlen und Wahrnehmung gibt, dass die verschiedenen Sprachen die „Welt“ unterschiedlich repräsentieren, dass Sprachen also gewissermaßen „Brillen“ sind, durch die wir die Welt sehen“ (ibid). So betrachtet, bedeutet das Zurückdrängen einer Sprache immer einen Verlust, nicht nur für die Sprecher dieser Sprache, sondern auch für alle anderen. Laut Hoberg  schwanken die Angaben über die Zahl der Sprachen in der Welt zwischen 2500 und 5000. Bei der Zahl der Muttersprachler steht an erster Stelle Chinesisch und an zweiter Englisch, Deutsch liegt im Durchschnitt auf Platz 9. In Europa rangiert Deutsch mit mehr als 90 Millionen Muttersprachlern an zweiter Stelle, nach Russisch und vor Französisch und Englisch. Wichtiger als Kriterium der Muttersprachlerzahl ist aber die Rolle, welche die deutsche Sprache als Fremd- bzw. Zweitsprache spielt, was von historisch-kulturellen und politisch-wirtschaftlichen Faktoren bestimmt wird. Nach Hoberg sollten auch Deutsch und Französisch ihre exponierte Stellung in der EU erhalten bzw. neu gewinnen. Frankreich betreibt in diesem Zusammenhang eine aktive Sprachpolitik, wobei der deutsche Staat eher kritisch als zurückhaltend bezeichnet wird.  „Das Institut für Deutsche Sprache“ in Mannheim hat 1997 eine Umfrage durchgeführt, um die Ansichten der Deutschen über ihre Muttersprache zu erkunden. Gut die Hälfte der Befragten erklärte sich als sprachlich wenig oder gar nicht interessiert. Zu der Frage nach der politisch stärkeren Stellung der deutschen Sprache in der EU verhielt sich z. B. ein Drittel unentschieden.

 

Häufig verspürt man in den wissenschaftlichen Abhandlungen über die aktuelle Rolle der deutschen Sprache die Last der  Vergangenheit, den langfristigen Einfluss der Geschichte bzw. die Prägung des nationalen Bewusstseins durch die Geschehnisse des zweiten Weltkrieges (Meier, 1999: 10,14, vgl. auch Hoberg 2000: 85f). Die deutsche Sprache „diente in diesem Jahrhundert als Instrument ungeheurer Verbrechen“ (Hoberg, 2000: 305). Häufig wird in dieser Konstellation behauptet, die Deutschen hätten Probleme mit ihrer Identität, sie besäßen ein zu geringes nationales Selbstbewusstsein, sie flüchteten sich aus ihrem „Deutschsein“ und gäben daher gerne ihre Sprache auf.

 

Ein weiteres Argument gegen die allzu große Verwendung von Englisch liegt darin, dass die Verständigung dadurch erschwert werde, weil viele Menschen, besonders die aus den neuen Bundesländern, das Englische zu wenig/zu schlecht beherrschen.

 

Zu denjenigen, die den angloamerikanischen Einfluss als eine Gefahr für die deutsche Sprache empfinden, zählen sich u. a. die Mitglieder des 1997 in Dortmund  gegründeten „Vereins zur Wahrung der deutschen Sprache e.V.“ Dieser Verein (neuerdings „Verein Deutsche Sprache“) befasst sich nach eigenen Angaben ausschließlich mit Anglizismen im Gegenwartsdeutsch. Er verzichtet aber immer mehr auf eine rationale Auseinandersetzung und geht aggressiv auf alle ein, die den englischen Einfluss anders sehen, insbesondere auf Sprachwissenschaftler. So ist zwischen diesem Verein und der 1947 gegründeten „Gesellschaft für deutsche Sprache“ eine ideologische Kluft entstanden. Die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ bemüht sich nämlich darum, rational begründete Kriterien zu entwickeln und diese in der Öffentlichkeit zu diskutieren, vor allem mit Normen setzenden Institutionen, die eine Vorbildfunktion haben. Ihr Standpunkt ist klar: „es hängt von der Sprachgemeinschaft ab – von uns - welche Fremdwörter wir im Deutschen heimisch werden lassen. Wir selbst sind für die Entwicklung unserer Muttersprache verantwortlich.“ (Hoberg, 2000: 315).

 

Ein starkes Echo fand auch die Tagung der deutschen Akademie von 1998 zum Thema „Sprache in Not?“, welche die Titelfrage besänftigend zu verneinen suchte.

 

3.1.2. Sprachliche Orientierung

Die sprachlich orientierten Abhandlungen befassen sich vorwiegend mit den Anwendungsbereichen der englischen Lehnwörter, mit deren Frequenz sowie mit dem Einfluss des Englischen auf verschiedene sprachliche Ebenen: die Lexik, die Syntax und die Semantik.

 

In der Studie von Bartsch/Siegrist (2002: 309 ff) enthielten die höchste Zahl von Anglizismen die Subkorpora der Elektronik (mit 3,44 %) und der Wirtschaft (mit 3,33 5 %). Zu den weiteren am stärksten mit Lehnwörtern belegten Branchen gehören Bereiche der IT-Technologien und des E-Handels, des Bankwesens, der Börse, des Tourismus, der Firmenbezeichnungen und der Werbung. Am wenigsten berührt zu sein scheint der Bereich der  allgemeinen Berichterstattung.

 

Laut Eichhof-Cyrus (2000: 59) werden in der Werbesprache englische Ausdrücke verwendet, um progressiv zu wirken. Neben  Sprachspielereien (by and fly), Sprüchen und Anspielungen (All you need is…) werden Doppelformen (Time and More) sowie Parallelformen (Coll in School) verwendet. Es gibt zahlreiche englische Benennungen von Veranstaltungen (Fit-Fun-Action) sowie die Anreden bestimmter Zielgruppen (Ladies Point). Der Stabreim findet Verwendung (Fun-Fashion-Factory), ebenso Zusammenziehungen ((FlorArtGarden). Häufig kommen  Imperative mit direkter Werbe- oder Kaufabsicht vor (Get the power).

 

Hoberg behauptet (2000: 306), dass die Zahl der Wörter aus dem Englischen im Verhältnis zum gesamten Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache, aber auch im Vergleich zu anderen Fremd- und Lehnwörtern immer noch sehr gering ist. In diesem Zusammenhang muss dringend zwischen der Allgemeinsprache und Fach- und Sondersprachen differenziert werden. Viele der fachspezifischen Anglizismen bleiben dem Durchschnittsprecher unbekannt oder unverständlich.

 

Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Erforschung des englischen Einflusses auf einzelne Sprachebenen dar (Schanke, 2001: 235): meist betroffen ist die Wortebene. Hier finden sich neben einzelnen englischen Wörtern (Kid, coll) immer häufiger hybride Formen, d.h. englische Wörter und Wendungen, die mit deutschen Wörtern oder anderen Fremdwörtern kombiniert werden (BahnCard, Open-air-Gefühl) (vgl. Hoberg 2000: 307). Eine Typologie der Entlehnungen auf lexikalischer Ebene liefert die bereits erwähnte korpusbasierte Untersuchung von Bartsch/Siegrist  aus dem Jahre 2002. Man unterscheidet die Adoptionen (Software, Download), Adaptionen (Dekoder, downloaden), Mischkompositionen (Chipfabrik) und Scheinentlehnungen (Handy).

 

Die Beeinflussung der Syntax ist nach Schanke (ibid) z. Z. nur in der Beugung von Verben mit englischem Kern zu beobachten (z.B. managen – gemanagt, downloaden – downgeloaded) und im Gebrauch der Präposition „in“ vor Jahreszahlen. Die Stellung des finiten Verbs (z. B. „weil er hat Zeit“) ist noch relativ intakt. In Bezug auf die Getrenntschreibung und den Gebrauch des Bindestrichs herrscht Uneinheitlichkeit. Hoberg (2000: 307f) ist der Meinung, dass die deutsche Sprache durch das Einwirken des Englischen auf der grammatischen und semantischen Ebene längerfristig viel gravierender umstrukturiert und der englischen angepasst wird als durch die Übernahme einzelner Wörter. Als ein Beispiel nennt er Ausklammerungen („Ich bin in die Stadt gefahren heute Morgen.“), gibt aber zu, dass sich in solchen Fällen der englische Einfluss schwer nachweisen lässt, obwohl er nicht auszuschließen ist. Die Sprachgeschichtsforschung habe allerdings gezeigt, dass sich grammatische Strukturen gegenüber fremdsprachigem Einfluss als sehr resistent erweisen und sich Veränderungen daher nur über längere Zeiträume hinweg ergeben.   

 

Auf der semantischen Ebene ist eine Anpassung der verbalen Bedeutung zu beobachten bzw. eine Bedeutungsverschiebung bei deutschen Wörtern und Fremdwörtern, die schon länger im Deutschen heimisch ist: z. B. des Verbs lieben – to love, to like: ‚Ich liebe Schwimmen‛, ‚denken‛ (anstatt von meinen) im Sinne des englischen ‚to think‛ (Hedderich, 2003: 48), ‚kontrollieren‛ (überprüfen) im Sinne von ‚beherrschen‛. Realisieren (verwirklichen) konnte man früher Projekte, heute kann man realisieren (sich bewusst machen), dass ein Projekt schwierig ist (Hoberg, 2000: 307). Dieser Einfluss geschieht auch auf der Wortebene (ibid f): der juristische Begriff „Option“ wird heute im Sinne von Wahl, Wahlmöglichkeit benutzt. Interessant ist der Begriff der „Nacht“. Wenn man einem Deutschen vorschlägt, ihn heute Nacht zu treffen, dann wittert er eine Verschwörung, etwas Geheimnisvolles, denn die Nacht beginnt in deutscher Sprache viel später als in der englischen.  Hoberg sieht eine potenzielle Gefahr für die deutsche Sprache eben in den Einwirkungen dieser Art, denn „die latenten Einflüsse sind schwer zu erkennen und können schleichend eine strukturell-semantische Angleichung des Deutschen – und anderer Sprachen – an das Englische bewirken, was zu einer Verarmung menschlicher Erkenntnis führen kann, die nicht zuletzt auch von Englischsprechenden bedauert werden muss.“ (ibid, 309).

 

Die Übernahmen aus dem Englischen werden aber auch positiv erfasst als Folgen eines normalen Prozesses der Sprachentwicklung und sind als Zeichen der Bereicherung einer Sprache, der Sprachvitalität und Kreativität zu sehen: „das Englische selbst war in seiner Geschichte mehrfach „das Ziel“ von Sprachkontakten und hat daraus ein außerordentlich umfangreiches Vokabular zusätzlich und parallel zu dem ursprünglich englischen Vokabular davongetragen, was seine Ausdrucksmöglichkeiten enorm bereichert hat“ (Bartsch/Siegrist, 2002: 321).

 

Die Gründe für die unterschiedliche Akzeptanz fremden Sprachmaterials in der eigenen Sprache seien laut Bartsch/Siegrist vielfältig und resultieren aus einer Vielzahl soziokultureller Faktoren.

 

 

 

3.2.  Situation in Slowenien

 

Die Situation in Slowenien unterscheidet sich stark von der in Deutschland. Der Anteil der Anglizismen scheint  in slowenischer Sprache wesentlich geringer zu sein als in deutscher, sie sind auch nur in begrenzten Bereichen zu finden (die Jugendsprache, die Werbesprache sind z.B. viel weniger belastet als im Deutschen). Für die Sprache als solche dürfte  durch den Einfluss von Englisch eigentlich keine Gefahr bestehen. Die slowenische Sprachwissenschaft ist bestrebt, für jeden Anglizismus eine slowenische Entsprechung zu finden. Der Gebrauch von vielen auf diese Weise entstandenen Neologismen hat sich in der Praxis durchgesetzt (z.B. das Wort CD – slowenisch „zgoščenka“). Ein wissenschaftlich fundierter Vergleich ist an dieser Stelle allerdings nicht möglich, da er einen komplexen Überblick über den slowenischen Forschungsstand voraussetzt und empirische Analysen  benötigt, die von einem slowenischen Sprachwissenschaftler durchgeführt werden müssten.

 

Viel mehr liegt das Problem darin, dass in Anbetracht der englischen Dominanz die Notwendigkeit für das Erlernen, die Beherrschung und die Kommunikation in einer zweiten Fremdsprache an Bedeutung verliert, sogar banalisiert wird. Im Mittelpunkt steht demnach nicht der Einfluss des Englischen auf das Slowenische, sondern die Monopolisierung des fremdsprachlichen Ausbildungsmarktes in Slowenien durch das Englische. Die Debatte spielt sich somit nicht in historisch-politischen und sprachwissenschaftlichen Kreisen ab, sondern wird vorwiegend auf dem Gebiet des Schul- und Ausbildungswesens abgehalten, wo auch die Richtlinien für die Positionierung von sog. zweiten Fremdsprachen erlassen werden. Das Interesse an der deutschen Sprache lässt nach, durch das daraus resultierende sinkende Angebot von Deutschkursen geht die Nachfrage noch mehr zurück; bei der Jugend wird nämlich dadurch der Eindruck verstärkt, das Erlernen der deutschen Sprache sei verzichtbar, die Deutschkenntnisse für das Leben und die Karriere überflüssig. Als konkretes Beispiel dafür darf angeführt werden, dass die Zahl der Studierenden, die an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Ljubljana Deutsch als erste Fremdsprache wählen, in vorigen zwei Jahren deutlich abgenommen hat. Allerdings kann das längerfristig zu einem Mangel an deutschsprachigen Arbeitskräften führen, was für den slowenischen Arbeitsmarkt mit einem starken Anteil an deutschen und österreichischen Unternehmen (insbesondere im Bank- und Versicherungswesen sowie bei Handelsketten) schwerwiegende Folgen haben kann.  Längerfristig würde sich das sinkende Interesse an deutscher Sprache auch in den Ausbildungsprogrammen auswirken. Meine Analysen haben gezeigt, dass im slowenischen Geschäftsbereich auch im Umgang mit deutschen Unternehmen als Verkehrssprache vorwiegend Englisch verwendet wird. Die Erkundungen nach authentischem Korrespondenzmaterial in Deutsch verliefen jedoch ausschließlich in Zentralslowenien bzw. in der Hauptstadt Ljubljana. Aus dieser Perspektive heraus zeigte sich der Bedarf nach einer auf Umfrageergebnissen basierenden Studie bezüglich der Kommunikationssprache, die ganz Slowenien erfassen sollte. Allerdings waren zweierlei Voraussetzungen zu erfüllen: innerhalb deutschsprachiger Korrespondenz war eine strenge Trennung zwischen Deutschland und Österreich zu berücksichtigen. Zudem war ein Cluster zu erstellen, der übersichtliche und nachweisbare Datenangaben liefern würde. All dies war mit Schwierigkeiten verbunden, umso mehr, da die Geschäftssphäre zur Geheimhaltung der Daten verpflichtet ist.  Das Untersuchungsfeld ist nun auf die Tochtergesellschaften von deutschen Unternehmen im slowenischen Raum beschränkt.  

 

3.2.1. Umfrage in Bezug auf die offizielle Kommunikationssprache in Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen in Slowenien

Die Umfrage wurde im Mai 2007 gestartet. Der zweiseitige Befragungsbogen (siehe Anhang) wurde mit klassischer Post an 180 Adressen verschickt, mit beiliegendem frankiertem und adressiertem Rückumschlag. Der Rücklauf der Fragebogen betrug 78 von 180 (4 waren nicht auswertbar, 28 mit dem Vermerk unbekannt versehen), d.h. ca. 43%. In der Bearbeitung waren dann nur 46 Exemplare, was nur 25 % ergibt. Trotzdem würde ich die Behauptung wagen, dass aus den Ergebnissen die Haupttendenzen für die Lage in Slowenien nachvollziehbar sind.

 

Die Umfrage besteht aus vier Teilen. Der erste Teil enthält Daten über das Gründungsjahr und den Standort der Tochtergesellschaft in Slowenien, sowie Angaben über die Branche und die Unternehmensgröße.   

 

Gründungsjahr (siehe Graph 1)

 

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Graph 1: Firmenangaben - Das Gründungsjahr der Tochtergesellschaft in Slowenien

 

Es hat sich herausgestellt, dass die meisten deutschen Tochtergesellschaften in Slowenien zwischen 1990 und 2000 gegründet waren: 32 von 46; bei der Mehrzahl, erfolgt die Verständigung mit der Mutterfirma auf Deutsch (19), auf Englisch in 10, in 3 sind beide Sprachen in Gebrauch.

 

Standort (siehe Graph 2 und 3)

 

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Graph 2: Firmenangaben - Der Standort der Tochtergesellschaft in Slowenien (Region bzw. Ort)

 

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Graph 3: Firmenangaben - Der Standort der Tochtergesellschaft in Slowenien (Region bzw. Ort)

 

Aufgrund des Datenschutzes war bei der Frage nach dem Standort nur die Region und nicht unbedingt auch der Ort anzuführen. Die meisten Unternehmen sind in der Hauptstadt Ljubljana ansässig (23 von 46). In 12 von ihnen wird Englisch gesprochen, in 10 Deutsch, in einer Firma sind beide Sprachen gleichwertig vertreten. In der Hauptstadt samt näherer Umgebung hat also Englisch einen geringen Vorsprung, wobei in allen anderen Regionen außer dem Küstenland eindeutig das Deutsche vorherrscht.

 

Kein Englisch gibt es in Maribor, in den Regionen Gorenjska und Koroška, in der Umgebung von Tolmin und dem Sočaflusstal, sowie in den Regionen Dolenjska und Prekmurje.

 

Der regionale Aspekt scheint demnach einen starken Einfluss auf die Sprachwahl auszuüben. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser regionalen Prägung verschiedene Faktoren zugrunde liegen: die historische Vergangenheit, die Nachbarschaft Österreichs und die daraus resultierenden langjährigen, traditionsreichen und etablierten wirtschaftlichen Beziehungen, die demographische Ortsstruktur sowie die Infrastruktur (Verkehrsverbindungen, Straßen- und Bahnverbindungen, Dienstleistungssektor). Die Einflüsse der Regionalität gehen oft auch mit der Branchenorientierung (Koper als Hafenstadt – Branchenbereiche Logistik, Handel, und IT Technologien) und mit der Unternehmensgröße einher.

 

Branche (siehe Graph 4 )

 

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Graph 4: Firmenangaben - Die Branche

 

Da es sich  hauptsächlich um sprachliche und nicht um wirtschaftliche Aspekte handelt, wurden diese Daten in drei Wirtschaftssektoren erfasst: die Industrieproduktion, der Handel und die Dienstleistungen.

 

Die Industrieproduktion liegt auf dem ersten Platz (25 von 46). Stark vertreten ist die Automobilindustrie, gefolgt von der Holzindustrie, der Elektronik und den IT-Technologien (Produktion von Halbprodukten, Reihenfertigung), sowie dem Handel mit 14 Unternehmen, an letzter Stelle befinden sich Dienstleistungsbetriebe (7).

 

Unternehmensgröße

Die meisten Firmen kann man (vereinfacht – da uns ja keine Angaben über den Umsatz zur Verfügung stehen -) mit 10 bis 50 Mitarbeitern zum kleineren Mittelstand zählen (13), knapp danach folgen kleine Firmen mit 2 bis 5 Mitarbeitern (10) und größere mittelständische Unternehmen mit 50-100 Mitarbeitern (8).

 

Der zweite Teil der Umfrage betraf die offizielle Sprache der Verständigung zwischen der slowenischen Tochtergesellschaft und der deutschen Muttergesellschaft. Wider Erwarten hat sich gezeigt, dass in Slowenien als Kommunikationssprache in diesem Geschäftssegment doch das Deutsche leicht überwiegt (27 von 46, also 58 %) -  aber nicht in der Hauptstadt mit Umgebung, wo das Englische leicht vorherrscht. In 16 von 46 Firmen (35 %) wird in Englisch kommuniziert,  in 3 Firmen werden beide Sprachen  gebraucht (7 %).

 

Im dritten Teil geht es um die Bewertung der englisch kommunizierenden Firmen, weil ich von der (sich als falsch erwiesenen) Vermutung ausging, in den meisten Firmen werde in Englisch kommuniziert. Der zweite Teil der Umfrage ergab jedoch, dass dies nur in 16 von 46 Unternehmen der Fall war.  

 

Der dritte Teil liefert als Erstes die Daten über das Jahr, in welchem Englisch zu der offiziellen Sprache der Verständigung geworden ist. Die meisten Gründungen haben im Zeitraum zwischen 1995 und 2000 stattgefunden, was höchstwahrscheinlich mit der slowenischen Unabhängigkeit im Jahre 1991 zusammenhängt.

 

Danach wurde gefragt, ob in Bezug auf die Wahl der Verkehrssprache Marktforschungen durchgeführt worden sind. Die Mehrzahl der Antwortenden hat das nicht gewusst (9), in 7 Firmen soll es nach deren Angaben keine Markforschungen gegeben haben.

 

Bei der nächsten Frage ging es darum, ob die Wahl von der Muttergesellschaft begründet wurde und ob zwischen der Tochter- und Mutterfirma diesbezügliche Gespräche geführt wurden. Es wurde erteilt, dass in den meisten Fällen  die Muttergesellschaft ihre Entscheidung unbegründet (10 von 16) ließ, in 6 Fällen hat es jedoch eine Begründung gegeben. Beratungen darüber haben kaum stattgefunden (in 14 Fällen von 16 gab es keine), nur in 2 Firmen wurde über die Entscheidung diskutiert.

 

In der Fortsetzung wurden die Motive und Gründe der Einführung von Englisch untersucht. 12 Behauptungen wurden nach der Rangliste von 1 (stimmt nicht) bis 5 (stimmt völlig) bewertet. Als  meist zutreffende Behauptungen ergaben sich:

· Die Einführung des Englischen ist eine wichtige Strategie der Kommunikationsvereinheitlichung.  

·   Die Einführung des Englischen als offizielle Kommunikationssprache ist eines der Instrumente von maximaler Marktvereinheitlichung.

 

Die am wenigsten zutreffenden Behauptungen lauten:

·    Die Einführung des Englischen ist das Ergebnis des EU-Beitritts.

· Die Einführung des Englischen ist die Folge von mangelnden Deutschkenntnissen.

·   Wenn die Geschäftspartner nicht in ihrer Muttersprache kommunizieren, beeinträchtigt das die Authentizität ihrer Beziehungen.

 

Es folgten acht Beispiele der möglichen Folgen der Einführung des Englischen anstelle des Deutschen, Mehrfachantworten waren möglich.

Die am meisten bejahten Behauptungen waren:

·    schnellerer Informationsaustausch

·    Rückgang des Deutschen als Geschäftssprache im slowenischen Raum

·    geringere Gefahr für das Entstehen von Missverständnissen

· festere Verbundenheit zwischen der Muttergesellschaft und den Tochterfirmen

 

Beim nächsten Punkt sollten die Befragten die positivsten und die negativsten Folgen der Einführung des Englischen angeben (freie Antwort). Es wurden je 12 Antworten zu den  positiven und je 12 Beispiele zu den negativen Folgen aufgezählt. Die positivste Folge sei eindeutig die einfachere Kommunikation mit 8 Antworten, mit je einer Antwort folgten:

·    Vereinheitlichung interner Dokumentation

·    vorteilhaft für jüngeres Personal mit guten Englischkenntnissen

·    gut für Pflege und Vertiefung des Englischen als Fremdsprache

·    Gleichberechtigung zwischen der Mutter- und der Tochtergesellschaft

Laut 7 Befragten gibt es keine negativen Folgen. Alle anderen Stellungnahmen wurden  von je einem Befragten geäußert:

·    viele Mitarbeiter müssen die Sprache (Englisch) neu erlernen

·    schlecht für ältere Mitarbeiter

·    höhere Weiterbildungskosten (Sprachkurse)

·    man verlernt Deutsch, weil man nicht „trainiert“

·    höhere Kosten für Übersetzungen

Die Einführung des Englischen als Verkehrssprache wurde also mehrheitlich als positiv bewertet.

 

Die Angaben über das Alter der Befragten und über ihre Position in der Firma liefert der vierte Teil der Umfrage. Die Repräsentation einzelner Alterskategorien ist sehr gleichmäßig, mit der starken jüngeren Generation (20 bis 30 Jahre mit 31 %), mit je 25 % folgten die Altersgruppen zwischen 30 – 40 und 40 bis 50 und mit 19 % die Gruppe ab 50.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Alterskategorie 30 – 50 die Hälfte der Befragten angehören.

Was den Status der Befragten in der Firma angeht, war die Umfrage größtenteils von Führungskräften ausgefüllt worden, nur in 4 Firmen erfolgte dies durch das Personal aus der Administration.

 

3. 2.2.  Zusammenfassung der Umfrageergebnisse

Die Resultate der Umfrage haben gezeigt, dass entgegen der anfänglichen Vermutung das Deutsche im slowenischen Geschäftsbereich doch relativ stark vertreten ist. Darauf nimmt Einfluss:

·    die Branche (im Handel und in Bereichen der IT - Technologien herrscht eindeutig Englisch vor, während die Industrieproduktion mehr deutsch geprägt ist);

·  die Firmengröße (bis zur Kategorie größerer Mittelstand steht die deutsche Sprache dem Englischen gleichberechtigt gegenüber; in Großunternehmen ist man allerdings längst  auf Englisch übergegangen)

·     historisch- politische Faktoren

·    geographische und demographische Faktoren (die Nähe von Österreich und  daraus resultierende lange bestehende und gut etablierte wirtschaftliche Beziehungen)

·    der Standort des Unternehmens in Slowenien

 

 

 

4. Schlussfolgerungen

 

 

Die Sprachwahl ist in Slowenien stark regional geprägt. Es ist anzunehmen, dass dies durch historische, wirtschaftliche, geographische und demographische Faktoren bedingt ist. In diesem Punkt sollte man bei einer eventuellen Fortsetzung der Untersuchungen allerdings interdisziplinär vorgehen und Experten aus den Bereichen der Geschichtsforschung sowie der Wirtschaft mit einbeziehen. Weiterhin geht aus der Umfrage hervor, dass die Befragten die Problematik der Sprachwahl wenig oder gar nicht beschäftigt. Das wird insbesondere deutlich bei Fragen, die eine Stellungnahme zur Beeinflussung des Verhältnisses zwischen der Muttergesellschaft und der Tochterfirma erforderten. Einerseits meinten die Befragten, dass die Kommunikation in Englisch die Authentizität der Beziehung zwischen der deutschen Muttergesellschaft und ihrer slowenischen Tochter negativ beeinflussen würde, andererseits waren sie an anderer Stelle der Meinung, dass dadurch die Verbundenheit zwischen den Unternehmen weiter vertieft werden kann – was eigentlich kontradiktorisch ist.  

 

Bei der Bewertung von positiven und negativen Folgen der englischen Kommunikation hat sich gezeigt, dass auch das Alter der Befragten eine Rolle spielt: während die Jüngeren die ausschließliche Verwendung des Englischen wegen ihren (vermutlich) mangelnden Deutschkenntnissen befürworteten, äußerte sich die ältere Generation diesem Entwicklungsstand gegenüber eher skeptisch.

 

Am Ende stellt sich noch eine Frage: wie viele Fremdsprachen braucht ein kleines Land wie Slowenien, um erfolgreich mit der Welt zu kommunizieren und mit den Mitgliedern von sog. Großsprachen eine gleichwertige Position zu erlangen?

 

Ist die Muttersprache eines Landes für die Kommunikation mit der Außenwelt wegen der geringen Zahl von Personen, die dieser Sprache mächtig sind, nicht geeignet bzw. nicht ausreichend, so scheint die Beherrschung von mindestens einer großen Weltsprache neben dem Englischen für die weitere Entwicklung dieser Nation unabdingbar. Das sollte auch in einer eventuellen (Um)gestaltung der neuen Bologna-Programme berücksichtigt werden.

 

 

 

Fußnoten

 

1  Ihre Ergebnisse sind im August 2008 auf dem Symposium „Specialised Language in Global Communication“ in Hamburg vorgestellt worden.

 

2  Offiziell auf Papier mit Firmendruck.

 

 

 

Literatur

 

 

Bader, W. (1999). Deutsche Sprache im Inland – deutsche Sprache im Ausland: Beziehungsprobleme aus der Sicht des Goethe-Instituts. In: C.  Meier (Hrsg.), Sprache in Not? Zur Lage des heutigen Deutsch (33-53). Göttingen: Wallstein.

 

Bartsch, S., Siegrist, L. (2002). Anglizismen in Fachsprachen im Deutschen. Eine Untersuchung auf Basis des Darmstädter Corpus Deutscher Fachsprachen. Muttersprache 4/2002, 309-323.

 

Eichhof – Cyrus, K. M. (2000). Vom Briefsteller zur Nettikette: Textsorten gestern und heute. In: K. M. Eichhof-Cyrus, R. Hoberg (Hrsg.), Die deutsche Sprache zur Jahrhundertwende. Sprachkultur oder Sprachverfall? (53-88). Thema Deutsch. Band 1. Mannheim – Leipzig –Wien -  Zürich: Dudenverlag.

 

Eichhof-Cyrus, K. M., Hoberg, R.(Hrsg.) (2000). Die deutsche Sprache zur Jahrhundertwende. Sprachkultur oder Sprachverfall? Thema Deutsch. Band 1. Mannheim –Leipzig –Wien – Zürich: Dudenverlag.

 

Dressler, W. U., Eckkrammer, E. M. (2001). Functional Explanation in Contrastive Textology. Logos and Language; Vol. II, No.1. 24-43.

 

Drews, J. (1999). Auf dem Weg zum Denglitsch. Wieviel Angloamerikanisch verträgt die deutsche Sprache?  In: C. Meier (Hrsg.),  Sprache in Not? Zur Lage des heutigen Deutsch. (15– 33). Göttingen: Wallstein.  

 

Ermert, K. (1979). Briefsorten. Untersuchungen zur Theorie und Empirie der Textklassifikation. Diss. Tübingen. Reihe Germanistische Linguistik; 20.

 

Hedderich, N. (2003). Language Change in Business  German.  Global Business Languages 2003, 47-55.

 

Heusinger, S. (1995). Pragmalinguistik. Texterzeugung, Textanalyse, Stilgestaltung und Stilwirkungen in der sprachlichen Kommunikation. Ein Lehr- und Übungsbuch. Frankfurt am Main: Haag  und Herchen.

 

Hoberg, R. (2000). Sprechen wir bald alle Denglische oder Germeng?  In: K. Eichhof-Cyrus, R. Hoberg (Hrsg.) Die deutsche Sprache zur Jahrhundertwende. Sprachkultur oder Sprachverfall? Thema Deutsch. Band 1 (303-316). Mannheim - Leipzig- Wien - Zürich: Dudenverlag.

 

Meier, C.  (1999). Einführung. In: Christian Meier (Hrsg.). Sprache in Not? Zur Lage des heutigen Deutsch (7-15).  Göttingen: Wallstein.  

 

Schanke, E. (2001).  Neuere englische Lehnwörter in der deutschen Wirtschaftssprache aus der Sicht eines Norwegers.  Muttersprache, 3/2001, 235-247.

 

 

 

 

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