Domov | O Zborniku | 10 let društva | SDUTSJ
Inter Alia 1
ISBN: 978-
ISSN:
Vita Kilar
Deutsche Geschäftskorrespondenz – Deutsch als Kommunikationssprache im slowenischen Geschäftsbereich
ABSTRACT
This paper addresses business correspondence in the realm of foreign trade. It investigates
the trend of increasing Anglicization (or Americanization) in written business communication.
An overview of research to date into Anglicization in Germany serves as an introduction
to the discussion of the current situation in Slovenian territory. A questionnaire
administered at Slovenian subsidiaries of German companies forms an initial view
into the situation in Slovenia in terms of the language choices in business correspondence
between German and Slovenian companies. The questionnaire shows that the choice of
language is strongly regionally determined. Presumably the cause of this regional
differentiation can be explained by several factors: the historical background, the
shared border with Austria and the resulting long-
Keywords: business correspondence, English as a lingua franca, Anglicism, language choice.
1. Einführung: Gegenstand und Ziele der Untersuchung
Die Abhandlung befasst sich mit der Geschäftskorrespondenz im Bereich des Außenhandels.
Der erste Teil liefert sprachtheoretische Erkenntnisse zur Textsorte Geschäftsbrief
und geht auf ihre prototypischen Eigenschaften auf morphosyntaktischer Ebene ein.
Ansatzweise werden die spezifischen Charakteristika der E-
2. Klassische Geschäftskorrespondenz
Die Geschäftskorrespondenz ist ein breit aufgefasster Begriff. Ihre Charakteristika
lassen kaum Verallgemeinerungen zu. Sie ist stark bereichsabhängig, die Merkmale
der einzelnen Handlungsbereiche (Diplomatiebereich, Bankwesen, Außenhandel) spiegeln
sich in Briefen aus diesen Bereichen wider. Zudem sind in der deutschsprachigen Geschäftskorrespondenz
vielerlei Unterschiede zwischen den (einzelnen) Sprachgebieten (Deutschland, Österreich)
feststellbar, die innerhalb dieser Sprachgebiete noch regionale Färbungen erhalten.
Dabei sei zu erwähnen, dass die Situation in der Schweiz in der vorliegenden Untersuchung
nicht berücksichtigt wurde. Als Standardcharakteristika des Geschäftsbriefs als Textsorte
auf grammatisch-
· typisierte Anrede-
· funktional markierte Lexik (z.B. zwecks, offene Rechnung…)
· Lexeme mit semantisch weiter Extension (z.B. Mittel, Anlage…)
· substantivische präpositionale Wortgruppen, insbesondere im Schlusssatz (z.B. in Erwartung, in der Hoffnung…)
· nach-
· Funktionsverbgefüge aus substantiviertem Verb und Verbum Abstraktum z. B. stehen zur Verfügung)
· Nominalisierungstendenzen (verdichten den zu vermittelnden Sachverhalt), vor allem: Satzbau, substantivische Attribute und Aufzählungen
· Syntax: Hypotaxe. Passivkonstruktion, Modalverben, Konjunktiv und Konditional.
Auf der pragmatischen Ebene ist als wesentlicher Faktor der Beeinflussung von sprachlichen
und textlichen Briefelementen der Kanal zu beachten. Die neuen, durch Computerkommunikation
eingeführten Textsorten und Gesprächsformen (E-
1) außersprachig:
· Mündlichkeit einer schriftlichen Kommunikationsform bzw. Dialogizität (konventionelle Dialoge oder Antwort in erstes Schreiben eingefügt oder angehängt, Partner präsent, schnell erreichbar)
· Schnelligkeit
· immaterielle Natur des Kanals
· Vereinfachung der Kommunikation
· rechtliche Aspekte der Beweisbarkeit und der Beweiskraft
· höhere Spontaneität und dadurch Expressivität im Stil, informell
· formale Eigenschaften (kein Briefkopf, Fehlen der Adressen-
2) sprachlich:
· informelle Anrede-
· kurze, oft elliptische Sätze, Degrammatisierung
· häufiges Unterlassen der Korrektur von Tippfehlern
· Markierung von Expressivität durch Akronyme und Smileys
· Orthographie: häufig generelle Kleinschreibung
· Weglassung von Interpunktionszeichen
· Anglizismen
Die Analysen der Geschäftskorrespondenz zwischen deutschen und slowenischen Unternehmen
haben gezeigt, dass im Geschäftsbereich sog. textsortentypische, formelle Briefe
mit prototypischen morphosyntaktischen Eigenschaften eher selten vorkommen. Vor allem
kommunikationspragmatische Faktoren (außer dem Kanal noch die Komplexität und Strukturierung
der Geschäftssituation) führen oft eine Verwischung der Grenze zwischen offiziell
und inoffiziell herbei und resultieren in verschiedenartigen Typen von »genre amalgam«
(Dressler-
Auch bei der Entscheidung entweder für den klassischen Brief oder für die E-
Für einfache, alltägliche, unproblematische Situationen wird die E-
3. Englisch als Lingua Franca: ihre Auswirkungen auf die deutsche Sprache in und außerhalb Deutschland
Es werden zweierlei Fragen in Betracht gezogen: erstmals die Rolle, die Bedeutung und die Problembereiche des Deutschen als Nationalsprache, die in den deutschsprachigen Ländern von 90 Millionen Muttersprachlern und von weiteren sechs Millionen außerhalb der Amtsprachengebiete gesprochen wird (Bader, 1999: 46). Zudem wird die Rolle des Deutschen als Fremdsprache bzw. Zweitsprache bei anderen Nationalsprachen unter die Lupe genommen. Der Rückzug des Deutschen aus zahlreichen Lebensbereichen (Wissenschaftsbereich, Handelsbereich) würde komplexe Auswirkungen nach sich ziehen, wobei auch das sinkende Interesse am Erlernen des Deutschen als Fremdsprache und dessen Folgen für den Ausbildungsbereich (Ausbildungsmarkt, Position der Deutschlehrer) zu berücksichtigen sind. Dabei kommt man nicht um die Problematik der Nationalsprachen in einer von der angloamerikanischen Dominanz gekennzeichneten Zeit umher. Die Vermutung liegt nahe, dass die Globalisierungsprozesse, zu welchen man auch insbesonders die Bedeutung des Englischen als Lingua Franca zählen kann, in einem Land wie Slowenien, dessen Nationalsprache von lediglich zwei Millionen Einwohnern gesprochen wird, anders vor sich gehen und eine andere Entwicklungsart einnehmen als in Deutschland.
Das Vorherrschen des Englischen als Lingua Franca, die potenzielle Gefahr der Verdrängung des Deutschen aus grundlegenden Interaktionsbereichen, die möglichen Folgen für die beiden Großsprachen – und nicht zuletzt für kleinere Nationalsprachen: all dies sind Fragen, mit welcher sich zahlreiche deutsche und ausländische Sprachforscher auseinander setzen.
3.1. Situation in Deutschland: der Forschungsstand
In Deutschland werden in Bezug auf die zunehmende Dominanz des Englischen in fast allen Lebensbereichen verschiedene, oft gegensätzliche Stellungnahmen vertreten. Im Allgemeinen können zwei Herangehensweisen beobachtet werden: die erste ist kulturpolitisch, die zweite rein sprachlich orientiert.
3.1.1. Kulturpolitische Orientierung
Der kulturpolitisch orientierte Zugang befasst sich vor allem mit Argumenten, die
gegen und für die Verbreitung des Englischen sprechen. Es wird Stellung genommen
zu der Entscheidung vieler Universitäten, einige Studienfächer nur in Englisch anzubieten.
Weiters wird die Rolle und Bedeutung von deutschen Staatsorganisationen zur Förderung
der deutschen Sprache im Ausland untersucht, z.B. des Goethe-
Englisch ist in der ganzen Welt die Lingua franca geworden. Die politische, ökonomische,
kulturelle und technische Verflechtung zwischen Völkern und Kulturen nimmt immer
mehr zu. Versteht man die Sprache ausschließlich als ein Mittel zum Informationsaustausch,
ist eine sprachliche Vereinheitlichung als positiv zu betrachten. Englisch ist auch
„eine der reichsten, differenziertesten und flexibelsten Sprachen“ (Hoberg, 2000:
304 ff). Man muss aber bedenken, dass es „eine enge Beziehung zwischen Sprache, Denken,
Fühlen und Wahrnehmung gibt, dass die verschiedenen Sprachen die „Welt“ unterschiedlich
repräsentieren, dass Sprachen also gewissermaßen „Brillen“ sind, durch die wir die
Welt sehen“ (ibid). So betrachtet, bedeutet das Zurückdrängen einer Sprache immer
einen Verlust, nicht nur für die Sprecher dieser Sprache, sondern auch für alle anderen.
Laut Hoberg schwanken die Angaben über die Zahl der Sprachen in der Welt zwischen
2500 und 5000. Bei der Zahl der Muttersprachler steht an erster Stelle Chinesisch
und an zweiter Englisch, Deutsch liegt im Durchschnitt auf Platz 9. In Europa rangiert
Deutsch mit mehr als 90 Millionen Muttersprachlern an zweiter Stelle, nach Russisch
und vor Französisch und Englisch. Wichtiger als Kriterium der Muttersprachlerzahl
ist aber die Rolle, welche die deutsche Sprache als Fremd-
Häufig verspürt man in den wissenschaftlichen Abhandlungen über die aktuelle Rolle der deutschen Sprache die Last der Vergangenheit, den langfristigen Einfluss der Geschichte bzw. die Prägung des nationalen Bewusstseins durch die Geschehnisse des zweiten Weltkrieges (Meier, 1999: 10,14, vgl. auch Hoberg 2000: 85f). Die deutsche Sprache „diente in diesem Jahrhundert als Instrument ungeheurer Verbrechen“ (Hoberg, 2000: 305). Häufig wird in dieser Konstellation behauptet, die Deutschen hätten Probleme mit ihrer Identität, sie besäßen ein zu geringes nationales Selbstbewusstsein, sie flüchteten sich aus ihrem „Deutschsein“ und gäben daher gerne ihre Sprache auf.
Ein weiteres Argument gegen die allzu große Verwendung von Englisch liegt darin, dass die Verständigung dadurch erschwert werde, weil viele Menschen, besonders die aus den neuen Bundesländern, das Englische zu wenig/zu schlecht beherrschen.
Zu denjenigen, die den angloamerikanischen Einfluss als eine Gefahr für die deutsche
Sprache empfinden, zählen sich u. a. die Mitglieder des 1997 in Dortmund gegründeten
„Vereins zur Wahrung der deutschen Sprache e.V.“ Dieser Verein (neuerdings „Verein
Deutsche Sprache“) befasst sich nach eigenen Angaben ausschließlich mit Anglizismen
im Gegenwartsdeutsch. Er verzichtet aber immer mehr auf eine rationale Auseinandersetzung
und geht aggressiv auf alle ein, die den englischen Einfluss anders sehen, insbesondere
auf Sprachwissenschaftler. So ist zwischen diesem Verein und der 1947 gegründeten
„Gesellschaft für deutsche Sprache“ eine ideologische Kluft entstanden. Die „Gesellschaft
für deutsche Sprache“ bemüht sich nämlich darum, rational begründete Kriterien zu
entwickeln und diese in der Öffentlichkeit zu diskutieren, vor allem mit Normen setzenden
Institutionen, die eine Vorbildfunktion haben. Ihr Standpunkt ist klar: „es hängt
von der Sprachgemeinschaft ab – von uns -
Ein starkes Echo fand auch die Tagung der deutschen Akademie von 1998 zum Thema „Sprache in Not?“, welche die Titelfrage besänftigend zu verneinen suchte.
3.1.2. Sprachliche Orientierung
Die sprachlich orientierten Abhandlungen befassen sich vorwiegend mit den Anwendungsbereichen der englischen Lehnwörter, mit deren Frequenz sowie mit dem Einfluss des Englischen auf verschiedene sprachliche Ebenen: die Lexik, die Syntax und die Semantik.
In der Studie von Bartsch/Siegrist (2002: 309 ff) enthielten die höchste Zahl von
Anglizismen die Subkorpora der Elektronik (mit 3,44 %) und der Wirtschaft (mit 3,33
5 %). Zu den weiteren am stärksten mit Lehnwörtern belegten Branchen gehören Bereiche
der IT-
Laut Eichhof-
Hoberg behauptet (2000: 306), dass die Zahl der Wörter aus dem Englischen im Verhältnis
zum gesamten Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache, aber auch im Vergleich zu
anderen Fremd-
Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Erforschung des englischen Einflusses auf einzelne
Sprachebenen dar (Schanke, 2001: 235): meist betroffen ist die Wortebene. Hier finden
sich neben einzelnen englischen Wörtern (Kid, coll) immer häufiger hybride Formen,
d.h. englische Wörter und Wendungen, die mit deutschen Wörtern oder anderen Fremdwörtern
kombiniert werden (BahnCard, Open-
Die Beeinflussung der Syntax ist nach Schanke (ibid) z. Z. nur in der Beugung von Verben mit englischem Kern zu beobachten (z.B. managen – gemanagt, downloaden – downgeloaded) und im Gebrauch der Präposition „in“ vor Jahreszahlen. Die Stellung des finiten Verbs (z. B. „weil er hat Zeit“) ist noch relativ intakt. In Bezug auf die Getrenntschreibung und den Gebrauch des Bindestrichs herrscht Uneinheitlichkeit. Hoberg (2000: 307f) ist der Meinung, dass die deutsche Sprache durch das Einwirken des Englischen auf der grammatischen und semantischen Ebene längerfristig viel gravierender umstrukturiert und der englischen angepasst wird als durch die Übernahme einzelner Wörter. Als ein Beispiel nennt er Ausklammerungen („Ich bin in die Stadt gefahren heute Morgen.“), gibt aber zu, dass sich in solchen Fällen der englische Einfluss schwer nachweisen lässt, obwohl er nicht auszuschließen ist. Die Sprachgeschichtsforschung habe allerdings gezeigt, dass sich grammatische Strukturen gegenüber fremdsprachigem Einfluss als sehr resistent erweisen und sich Veränderungen daher nur über längere Zeiträume hinweg ergeben.
Auf der semantischen Ebene ist eine Anpassung der verbalen Bedeutung zu beobachten
bzw. eine Bedeutungsverschiebung bei deutschen Wörtern und Fremdwörtern, die schon
länger im Deutschen heimisch ist: z. B. des Verbs lieben – to love, to like: ‚Ich
liebe Schwimmen‛, ‚denken‛ (anstatt von meinen) im Sinne des englischen ‚to think‛
(Hedderich, 2003: 48), ‚kontrollieren‛ (überprüfen) im Sinne von ‚beherrschen‛. Realisieren
(verwirklichen) konnte man früher Projekte, heute kann man realisieren (sich bewusst
machen), dass ein Projekt schwierig ist (Hoberg, 2000: 307). Dieser Einfluss geschieht
auch auf der Wortebene (ibid f): der juristische Begriff „Option“ wird heute im Sinne
von Wahl, Wahlmöglichkeit benutzt. Interessant ist der Begriff der „Nacht“. Wenn
man einem Deutschen vorschlägt, ihn heute Nacht zu treffen, dann wittert er eine
Verschwörung, etwas Geheimnisvolles, denn die Nacht beginnt in deutscher Sprache
viel später als in der englischen. Hoberg sieht eine potenzielle Gefahr für die
deutsche Sprache eben in den Einwirkungen dieser Art, denn „die latenten Einflüsse
sind schwer zu erkennen und können schleichend eine strukturell-
Die Übernahmen aus dem Englischen werden aber auch positiv erfasst als Folgen eines normalen Prozesses der Sprachentwicklung und sind als Zeichen der Bereicherung einer Sprache, der Sprachvitalität und Kreativität zu sehen: „das Englische selbst war in seiner Geschichte mehrfach „das Ziel“ von Sprachkontakten und hat daraus ein außerordentlich umfangreiches Vokabular zusätzlich und parallel zu dem ursprünglich englischen Vokabular davongetragen, was seine Ausdrucksmöglichkeiten enorm bereichert hat“ (Bartsch/Siegrist, 2002: 321).
Die Gründe für die unterschiedliche Akzeptanz fremden Sprachmaterials in der eigenen Sprache seien laut Bartsch/Siegrist vielfältig und resultieren aus einer Vielzahl soziokultureller Faktoren.
3.2. Situation in Slowenien
Die Situation in Slowenien unterscheidet sich stark von der in Deutschland. Der Anteil der Anglizismen scheint in slowenischer Sprache wesentlich geringer zu sein als in deutscher, sie sind auch nur in begrenzten Bereichen zu finden (die Jugendsprache, die Werbesprache sind z.B. viel weniger belastet als im Deutschen). Für die Sprache als solche dürfte durch den Einfluss von Englisch eigentlich keine Gefahr bestehen. Die slowenische Sprachwissenschaft ist bestrebt, für jeden Anglizismus eine slowenische Entsprechung zu finden. Der Gebrauch von vielen auf diese Weise entstandenen Neologismen hat sich in der Praxis durchgesetzt (z.B. das Wort CD – slowenisch „zgoščenka“). Ein wissenschaftlich fundierter Vergleich ist an dieser Stelle allerdings nicht möglich, da er einen komplexen Überblick über den slowenischen Forschungsstand voraussetzt und empirische Analysen benötigt, die von einem slowenischen Sprachwissenschaftler durchgeführt werden müssten.
Viel mehr liegt das Problem darin, dass in Anbetracht der englischen Dominanz die
Notwendigkeit für das Erlernen, die Beherrschung und die Kommunikation in einer zweiten
Fremdsprache an Bedeutung verliert, sogar banalisiert wird. Im Mittelpunkt steht
demnach nicht der Einfluss des Englischen auf das Slowenische, sondern die Monopolisierung
des fremdsprachlichen Ausbildungsmarktes in Slowenien durch das Englische. Die Debatte
spielt sich somit nicht in historisch-
3.2.1. Umfrage in Bezug auf die offizielle Kommunikationssprache in Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen in Slowenien
Die Umfrage wurde im Mai 2007 gestartet. Der zweiseitige Befragungsbogen (siehe Anhang) wurde mit klassischer Post an 180 Adressen verschickt, mit beiliegendem frankiertem und adressiertem Rückumschlag. Der Rücklauf der Fragebogen betrug 78 von 180 (4 waren nicht auswertbar, 28 mit dem Vermerk unbekannt versehen), d.h. ca. 43%. In der Bearbeitung waren dann nur 46 Exemplare, was nur 25 % ergibt. Trotzdem würde ich die Behauptung wagen, dass aus den Ergebnissen die Haupttendenzen für die Lage in Slowenien nachvollziehbar sind.
Die Umfrage besteht aus vier Teilen. Der erste Teil enthält Daten über das Gründungsjahr und den Standort der Tochtergesellschaft in Slowenien, sowie Angaben über die Branche und die Unternehmensgröße.
Gründungsjahr (siehe Graph 1)
Graph 1: Firmenangaben -
Es hat sich herausgestellt, dass die meisten deutschen Tochtergesellschaften in Slowenien zwischen 1990 und 2000 gegründet waren: 32 von 46; bei der Mehrzahl, erfolgt die Verständigung mit der Mutterfirma auf Deutsch (19), auf Englisch in 10, in 3 sind beide Sprachen in Gebrauch.
Standort (siehe Graph 2 und 3)
Graph 2: Firmenangaben -
Graph 3: Firmenangaben -
Aufgrund des Datenschutzes war bei der Frage nach dem Standort nur die Region und nicht unbedingt auch der Ort anzuführen. Die meisten Unternehmen sind in der Hauptstadt Ljubljana ansässig (23 von 46). In 12 von ihnen wird Englisch gesprochen, in 10 Deutsch, in einer Firma sind beide Sprachen gleichwertig vertreten. In der Hauptstadt samt näherer Umgebung hat also Englisch einen geringen Vorsprung, wobei in allen anderen Regionen außer dem Küstenland eindeutig das Deutsche vorherrscht.
Kein Englisch gibt es in Maribor, in den Regionen Gorenjska und Koroška, in der Umgebung von Tolmin und dem Sočaflusstal, sowie in den Regionen Dolenjska und Prekmurje.
Der regionale Aspekt scheint demnach einen starken Einfluss auf die Sprachwahl auszuüben.
Die Vermutung liegt nahe, dass dieser regionalen Prägung verschiedene Faktoren zugrunde
liegen: die historische Vergangenheit, die Nachbarschaft Österreichs und die daraus
resultierenden langjährigen, traditionsreichen und etablierten wirtschaftlichen Beziehungen,
die demographische Ortsstruktur sowie die Infrastruktur (Verkehrsverbindungen, Straßen-
Branche (siehe Graph 4 )
Graph 4: Firmenangaben -
Da es sich hauptsächlich um sprachliche und nicht um wirtschaftliche Aspekte handelt, wurden diese Daten in drei Wirtschaftssektoren erfasst: die Industrieproduktion, der Handel und die Dienstleistungen.
Die Industrieproduktion liegt auf dem ersten Platz (25 von 46). Stark vertreten ist
die Automobilindustrie, gefolgt von der Holzindustrie, der Elektronik und den IT-
Unternehmensgröße
Die meisten Firmen kann man (vereinfacht – da uns ja keine Angaben über den Umsatz
zur Verfügung stehen -
Der zweite Teil der Umfrage betraf die offizielle Sprache der Verständigung zwischen
der slowenischen Tochtergesellschaft und der deutschen Muttergesellschaft. Wider
Erwarten hat sich gezeigt, dass in Slowenien als Kommunikationssprache in diesem
Geschäftssegment doch das Deutsche leicht überwiegt (27 von 46, also 58 %) -
Im dritten Teil geht es um die Bewertung der englisch kommunizierenden Firmen, weil ich von der (sich als falsch erwiesenen) Vermutung ausging, in den meisten Firmen werde in Englisch kommuniziert. Der zweite Teil der Umfrage ergab jedoch, dass dies nur in 16 von 46 Unternehmen der Fall war.
Der dritte Teil liefert als Erstes die Daten über das Jahr, in welchem Englisch zu der offiziellen Sprache der Verständigung geworden ist. Die meisten Gründungen haben im Zeitraum zwischen 1995 und 2000 stattgefunden, was höchstwahrscheinlich mit der slowenischen Unabhängigkeit im Jahre 1991 zusammenhängt.
Danach wurde gefragt, ob in Bezug auf die Wahl der Verkehrssprache Marktforschungen durchgeführt worden sind. Die Mehrzahl der Antwortenden hat das nicht gewusst (9), in 7 Firmen soll es nach deren Angaben keine Markforschungen gegeben haben.
Bei der nächsten Frage ging es darum, ob die Wahl von der Muttergesellschaft begründet
wurde und ob zwischen der Tochter-
In der Fortsetzung wurden die Motive und Gründe der Einführung von Englisch untersucht. 12 Behauptungen wurden nach der Rangliste von 1 (stimmt nicht) bis 5 (stimmt völlig) bewertet. Als meist zutreffende Behauptungen ergaben sich:
· Die Einführung des Englischen ist eine wichtige Strategie der Kommunikationsvereinheitlichung.
· Die Einführung des Englischen als offizielle Kommunikationssprache ist eines der Instrumente von maximaler Marktvereinheitlichung.
Die am wenigsten zutreffenden Behauptungen lauten:
· Die Einführung des Englischen ist das Ergebnis des EU-
· Die Einführung des Englischen ist die Folge von mangelnden Deutschkenntnissen.
· Wenn die Geschäftspartner nicht in ihrer Muttersprache kommunizieren, beeinträchtigt das die Authentizität ihrer Beziehungen.
Es folgten acht Beispiele der möglichen Folgen der Einführung des Englischen anstelle des Deutschen, Mehrfachantworten waren möglich.
Die am meisten bejahten Behauptungen waren:
· schnellerer Informationsaustausch
· Rückgang des Deutschen als Geschäftssprache im slowenischen Raum
· geringere Gefahr für das Entstehen von Missverständnissen
· festere Verbundenheit zwischen der Muttergesellschaft und den Tochterfirmen
Beim nächsten Punkt sollten die Befragten die positivsten und die negativsten Folgen der Einführung des Englischen angeben (freie Antwort). Es wurden je 12 Antworten zu den positiven und je 12 Beispiele zu den negativen Folgen aufgezählt. Die positivste Folge sei eindeutig die einfachere Kommunikation mit 8 Antworten, mit je einer Antwort folgten:
· Vereinheitlichung interner Dokumentation
· vorteilhaft für jüngeres Personal mit guten Englischkenntnissen
· gut für Pflege und Vertiefung des Englischen als Fremdsprache
· Gleichberechtigung zwischen der Mutter-
Laut 7 Befragten gibt es keine negativen Folgen. Alle anderen Stellungnahmen wurden von je einem Befragten geäußert:
· viele Mitarbeiter müssen die Sprache (Englisch) neu erlernen
· schlecht für ältere Mitarbeiter
· höhere Weiterbildungskosten (Sprachkurse)
· man verlernt Deutsch, weil man nicht „trainiert“
· höhere Kosten für Übersetzungen
Die Einführung des Englischen als Verkehrssprache wurde also mehrheitlich als positiv bewertet.
Die Angaben über das Alter der Befragten und über ihre Position in der Firma liefert der vierte Teil der Umfrage. Die Repräsentation einzelner Alterskategorien ist sehr gleichmäßig, mit der starken jüngeren Generation (20 bis 30 Jahre mit 31 %), mit je 25 % folgten die Altersgruppen zwischen 30 – 40 und 40 bis 50 und mit 19 % die Gruppe ab 50.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Alterskategorie 30 – 50 die Hälfte der Befragten angehören.
Was den Status der Befragten in der Firma angeht, war die Umfrage größtenteils von Führungskräften ausgefüllt worden, nur in 4 Firmen erfolgte dies durch das Personal aus der Administration.
3. 2.2. Zusammenfassung der Umfrageergebnisse
Die Resultate der Umfrage haben gezeigt, dass entgegen der anfänglichen Vermutung das Deutsche im slowenischen Geschäftsbereich doch relativ stark vertreten ist. Darauf nimmt Einfluss:
· die Branche (im Handel und in Bereichen der IT -
· die Firmengröße (bis zur Kategorie größerer Mittelstand steht die deutsche Sprache dem Englischen gleichberechtigt gegenüber; in Großunternehmen ist man allerdings längst auf Englisch übergegangen)
· historisch-
· geographische und demographische Faktoren (die Nähe von Österreich und daraus resultierende lange bestehende und gut etablierte wirtschaftliche Beziehungen)
· der Standort des Unternehmens in Slowenien
4. Schlussfolgerungen
Die Sprachwahl ist in Slowenien stark regional geprägt. Es ist anzunehmen, dass dies durch historische, wirtschaftliche, geographische und demographische Faktoren bedingt ist. In diesem Punkt sollte man bei einer eventuellen Fortsetzung der Untersuchungen allerdings interdisziplinär vorgehen und Experten aus den Bereichen der Geschichtsforschung sowie der Wirtschaft mit einbeziehen. Weiterhin geht aus der Umfrage hervor, dass die Befragten die Problematik der Sprachwahl wenig oder gar nicht beschäftigt. Das wird insbesondere deutlich bei Fragen, die eine Stellungnahme zur Beeinflussung des Verhältnisses zwischen der Muttergesellschaft und der Tochterfirma erforderten. Einerseits meinten die Befragten, dass die Kommunikation in Englisch die Authentizität der Beziehung zwischen der deutschen Muttergesellschaft und ihrer slowenischen Tochter negativ beeinflussen würde, andererseits waren sie an anderer Stelle der Meinung, dass dadurch die Verbundenheit zwischen den Unternehmen weiter vertieft werden kann – was eigentlich kontradiktorisch ist.
Bei der Bewertung von positiven und negativen Folgen der englischen Kommunikation hat sich gezeigt, dass auch das Alter der Befragten eine Rolle spielt: während die Jüngeren die ausschließliche Verwendung des Englischen wegen ihren (vermutlich) mangelnden Deutschkenntnissen befürworteten, äußerte sich die ältere Generation diesem Entwicklungsstand gegenüber eher skeptisch.
Am Ende stellt sich noch eine Frage: wie viele Fremdsprachen braucht ein kleines Land wie Slowenien, um erfolgreich mit der Welt zu kommunizieren und mit den Mitgliedern von sog. Großsprachen eine gleichwertige Position zu erlangen?
Ist die Muttersprache eines Landes für die Kommunikation mit der Außenwelt wegen
der geringen Zahl von Personen, die dieser Sprache mächtig sind, nicht geeignet bzw.
nicht ausreichend, so scheint die Beherrschung von mindestens einer großen Weltsprache
neben dem Englischen für die weitere Entwicklung dieser Nation unabdingbar. Das sollte
auch in einer eventuellen (Um)gestaltung der neuen Bologna-
1 Ihre Ergebnisse sind im August 2008 auf dem Symposium „Specialised Language in Global Communication“ in Hamburg vorgestellt worden.
2 Offiziell auf Papier mit Firmendruck.
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Priznanje avtorstva-